Heimkehr, Juni 1946. Seine Frau
Rosie empfing Hans Wulz, den Heimkehrer aus der englischen Kriegsgefangenschaft
daheim im Atelier. Es läutete und sie wartete, bis er eintrat. Er
hatte die alte Wehrmachtsuniform an, auf dem Rücken waren groß
die Buchstaben P. W. aufgedruckt (”prisoner of war”). Hans Wulz war sehr
glücklich. Sein Atelier war nicht zerstört, lediglich ein paar
Fensterscheiben waren gebrochen. Er selbst war völlig unverletzt und
gesund.
Kaum wieder zu Hause, begann er mit
seiner Arbeit. In den Jahren 1946/47 fanden die Heimkehrertransporte aus
den verschiedenen Kriegsgefangenenlagern statt. Die Ankunft der Heimkehrer
war meist auf den Südbahnhof. Hans Wulz befand sich gelegentlich dort
ein und machte Skizzen von Wiedersehensszenen zwischen den Heimkehrern
und deren Anverwandten.
Diese Erlebnisse berührten ihn
zutiefst. Er fertigt immer neue Skizzen an mit zum größten Teil
persönlichen Studien. Schließlich versäumte Hans Wulz kaum
einen Heimkehrertransport. Aus diesen Studien entstanden zwei große
Ölgemälde zum Thema “Heimkehr”. Eines zeigt einen Vater, der
seinen Sohn empfängt, ihn umarmt. Dieses Gemälde befindet sich
nun im Besitz des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums.
Tiefe Spuren des Leides hat auch
das Wiedersehen mit seiner Mutter gleich nach seiner Heimkehr aus der Gefangenschaft
hinterlassen. Hans Wulz hatte vor Kriegsbeginn künstlerisch eine recht
aufstrebende Zeit erlebt und sein neues, von Carl Hollitzer übernommenes
Atelier renoviert und frisch eingerichtet. Seine zweite und nun neue Heimatstadt
Wien hatte er in guter Erinnerung zurücklassen müssen, als er
zum Besatzungsdienst nach Frankreich einberufen wurde.
Sein erster Eindruck nach seiner
Heimkehr im Jahre 1946 muss ein schwerer Schock für ihn gewesen sein.
Obwohl sein Atelier weitgehend unversehrt war, war jedoch die Innenstadt
Wiens schwer zerstört worden. Seine Mutter fand er schwer krank und
leidend vor. Beide schlimmen Eindrücke zusammen haben ihm seelisch
schwer zu Schaffen gemacht und er hat sowohl seine kranke Mutter wie auch
seine schwer beschädigte Heimatstadt Wien zum Thema zahlloser Zeichnungen,
Skizzen und Ölgemälde gemacht.
All diese Gemälde mit Schicksalsmotiven
sind Zeitdokumente von Hans Wulz. Durch seine Malerei hatte er, ein sehr
in sich gekehrter und introvertierter Mensch, die schlimmen Eindrücke
zu bewältigen versucht. Auf dem unten gezeigten Bild "Heimkehr (Mutter
und zerstörter Stephansdom", 1946, hat er beide schmerzliche Eindrücke
in einem Gemälde verewigt.
"Heimkehr"
(Mutter und zerstörter Stephansdom), Öl auf Leinen, 135 x 82,5,
1946, Verz.Nr. 24
Privatbesitz
"Heimkehr"
(Liebendes Paar), Öl auf Leinen, 200 x 130, 1946, Verz.Nr. 23
Privatbesitz