Das Wiener Künstlerhaus

Wissenswertes über die Geschichte des Wiener Künstlerhauses

 

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Seine Gründung, seine Künstler, seine Gschnasfeste, die Ringstrassenkultur

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Ein Abriss über das Wesen und die Ziele des Alten Wiener Künstlerhauses

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150 Jahre Künstlerhaus Wien 1861-2011

Das 150-jährige Jubiläum des Wiener Künstlerhauses nahm der frühere Archivars des Wiener Künstlerhauses, Herr Wladimir Aichelburg, zum Anlaß, von ihm gepflegtes umfangreiches Informationsmaterial einschließlich zugehörigem Bildmaterial dem an der Geschichte des Hauses interessierten Publikum auf einer eigens erstellten Webseite zur Verfügung zu stellen und dies auch weiterer Forschung zugänglich zu machen.

„Das Künstlerhaus“: http://www.wladimir-aichelburg.at

Der Verfasser dieser Manuskripte wirkte die letzten beinahe 4 Jahrzehnte als Archivar für das Künstlerhaus. Während dieser Zeitspanne sind fünf Präsidenten und sieben GeneralsekretärInnen bzw. DirektorInnen Teil der Geschichte des Hauses geworden.

 


Hans Wulz als Maler des Alten Wiener Künstlerhauses

Kunsthistorisch betrachtet, zählt Hans Wulz zu den bedeutenden Malern des Alten Wiener Künstlerhauses. Der Geist und die Tradition dieses größten und ältesten Ausstellungshauses einer Künstlervereinigung im deutschsprachigen Raum hat die Malerei von Hans Wulz und  vielen seiner Zeitgenossen entscheidend beeinflusst.
 


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Vorstandssitzung der Gesellschaft Bildender Künstler im Jahre 1951 mit Präsident Karl M. May (7. von links), Hans Wulz (links daneben, 6. von ) in der Funktion des Schriftführers. Auf diesem Bild zu sehen sind außerdem die beiden Vizepräsidenten Siegfried Theiss und Alfons Riedel und die Kunstausschussmitglieder: Rudolf Pleban, Hans Wolfersberger, Fritz Zerritsch, Rudolf Keppel, Ernst Schrom, Ferdinand Opitz, Robert Ullmann, Rudolf Schmidt, Erwin Böck und Fritz Waage.

 
Hans Wulz war einer der bedeutenden Wiener Maler in der Tradition des Österreichischen Spätexpressionismus. Das bevorzugte Thema des Gesamtwerks von Hans Wulz sind figurale Darstellungen und Kompositionen, in denen stets der Mensch im Mittelpunkt steht. Auf seinen großen Öl-Tafelbildern setzt er sich mit dem Menschen und seiner Bestimmung auseinander. Seine großteils als Akte gezeigten Figuren sind Sinnbilder für Leben und Familie, für Leid und Schmerz, für Hoffnungen, Sehnsüchte und Konflikte. 

Mit diesen Darstellungen erinnert er durchaus an die Bildaufbauten und -kompositionen eines Hans Makart, der in seinen Werken der Inszenierung und Allegorie einen breiten Raum gab, mit der Körperlichkeit der Figuren, vor allem in den frühen Arbeiten, an jene eines Albin Egger-Lienz. Dass Hans Wulz ein großartiger Zeichner war und den Menschenakt in allen seinen Formen und Bewegungen instinktiv beherrscht, ist selbstverständlich. 

Hans Wulz steht mit seinen formalen Prinzipien in der Tradition des Alten Wiener Künstlerhauses, die Bilder lassen an die historistischen Kompositionen mit mythologischen, christlichen und allegorischen Bildinhalten denken. Wulz wollte, dass seine Malerei den Betrachter berührt, auf ihn Resonanz ausübt, ihn fasziniert. Er benutzt das Instrumentarium der Farben als besonderes Ausdrucksmittel für die Seelensprache, die zwischen dem Inhalt seiner Gemälde und dem Betrachter vermittelt. Die Farbwerte werden jedoch nicht nur als malerische Effekte eingesetzt, sondern sind oft Träger der Bildinhalte – so etwa Farbkombinationen von Blau bis Violett für mystisch-religiöse Themen oder Orange-Rot-Töne für Konflikte, Entscheidungen oder Ängste, symbolische Werte, die auch bei den Malern der vom Künstlerhaus abgespaltenen Gruppe der Secessionisten zu finden sind.

Die Landschaftsmalerei von Hans Wulz bildet einen extremen Kontrast zur Eindringlichkeit seiner figuralen Kompositionen. Kennzeichnend für die in Aquarell und Öl festgehaltenen Landschaftsporträts sind der an Ort und Stelle festgehaltene Bildausschnitt, das momentan herrschende Tageslicht, der heitere Eindruck, die meist lichte Farbpalette oder beinahe genrehafte Szenen. 

Die Darstellung bewegter, dynamischer, geschäftiger Szenen reizte den reifen Künstler ganz besonders. Typische, unverwechselbare Erkennungsmerkmale seiner späteren Landschaftsgemälde sind schemenhafte Strukturen, Punkte oder Flecken, mit Hilfe derer er die Bewegung, das Treiben und auch manchmal die Hektik der Szenerie gekonnt abstrahiert darstellte. Dadurch gelang es ihm, in seinen Bildern Dynamik einzubringen, verkehrsreiche, geschäftige und belebte Szenen bildnerisch einzufangen. 

Mit Hans Wulz und seinen Künstlerkollegen endete die Ära der Maler des Alten Wiener Künstlerhauses mit dessen dort wirkenden Künstlerpersönlichkeiten mit deren grundlegenden historischen Wertevorstellungen. 
 
 

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Vorstandssitzung der Gesellschaft Bildender Künstler im Jahre 1951,  Hans Wulz (2. von rechts) im Gespräch mit Präsident Karl M. May (ganz rechts)

 
Hans Wulz hinterlässt ein sehr großes, vielgestaltiges und mannigfaltiges Werk. Er hat unzählige Ölgemälde mit figuralen Inhalten, Landschaftsgemälde und Stillleben gemalt, etwa ein Dutzend Fresken in Museen und Kirchen nach eigenen Entwürfen geschaffen oder restauriert, unter anderem im Heeresgeschichtlichen Museum im Arsenal Wien, in der Judas-Thaddäus-Kirche in Wien und der Dreifaltigkeitskirche in Stadl-Paura. Für öffentliche Gebäude und Wohngebäude in Wien und in Niederösterreich hat er rund fünfzig Sgraffiti und Mosaiken angefertigt. Als begehrter Porträtmaler hat er außerdem eine ganze Galerie prominenter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kunst verewigt, in jüngeren Jahren eine große Anzahl von Kinder- und Jugendbüchern illustriert und Grafiken und Karikaturen gezeichnet.

Besonders erwähnenswert ist die Schaffung des monumentalen Rundgemäldes im Schweizer Wallfahrtsort Einsiedeln. Gerne erinnert man sich dort an Hans Wulz als liebenswürdigen „Professor aus Wien“. Hans Wulz schuf hier in den Jahren 1961 und 1962 zusammen mit seinem Kollegen Josef Fastl ein monumentales Öl-Rundgemälde im Ausmaß von zehn Metern Höhe und einem Umfang von hundert Metern. Auf diesem Riesen-Ölgemälde im „Kreuzigungs-Panorama“, das den Ort und die Umgebung der Kreuzigung Christi darstellt, gestaltete Hans Wulz 500 zum Teil lebensgroße Figuren.

Jeder, der mit Hans Wulz zu tun hatte, erinnert sich gerne an ihn. Er war ein Mensch, mit dem Zusammensein ein Vergnügen war und der von einer tiefen Menschlichkeit durchdrungen war. Dies zeigt sich in seinem gesamten Werk. Hans Wulz war ein rastloser, ja besessener Künstler. Seine sehr bescheidene und nie nach Publizität strebende Wesensart ist vielleicht der Grund dafür, dass seine Malerei zu Lebzeiten wohl unterbewertet war. 

Eine große süddeutsche Tageszeitung, der in Südbaden erscheinende „Südkurier“, erkannte 1990 an: „... gehört Hans Wulz zu den wichtigsten Künstlern seines Heimatlandes nach 1945. ... Professor Wulz hat sich seinen Platz in der vorderen Reihe der Kunstschaffenden Österreichs mühsam erkämpft und bis zu seinem Tode behauptet“.
 


 
Abschrift aus dem Buch W.M. Neuwirth, "Im Schatten und Glanz des Goldenen Apfels", ISBN 3-900433-01-1, 1982

Hans Wulz zählt zu den großen Malern des alten Künstlerhauses, die so wie Eisenmenger, Keppel, Pevetz, Zerritsch, Stepan, Ranzoni, Leopold Schmid, Beischläger, Mayrhuber, Pipal und Ulrich auf gediegener, traditionsbewußter Basis bedeutende Kunstwerke geschaffen haben. Hans Wulz' väterliche Vorfahren kommen aus Tirol, mütterlicherseits aus dem Egerland. Seine besondere Stärke ist die dramatische Darstellung des Menschen und der Natur aus real-impressionistischer Schau. 

Seine genialen, überwältigenden Kompositionen - oft in der bevorzugten Gesamtform des Triptychons dargeboten - sind Manifestationen des ergreifenden menschlichen Schicksals und epochaler biblischer Themen. In meisterhafter Linienführung bedient sich der kraftstrotzende Maler des Wunderwerks der Farben, die er mit expressiver Gewalt aufträgt, so daß in einer Art mystischer Farbensprache Seele und Geist seinen Bildern innewohnen. Seine zahlreichen großen Tafelbilder, seien es zum Beispiel die "Mütter", "Der Tod der Mutter", "Der Blinde" faszinieren alle Beschauer.

Hans Wulz kann daher mit Recht als ein "spiritueller Maler" gewertet werden, als Mahner und Beglücker in unserem von vielen Schicksalsschlägen heimgesuchten Jahrhundert. Ebenso eindringlich sind seine Städtebilder und Landschaften in den Bundesländern und in  Perchtoldsdorf und im lichtbegnadeten Süden beheimatet. Hier liebt Hans Wulz interessante Perspektiven und charakteristische Tagesstunden, die die Atmosphäre des Motivs voll und ganz zu Geltung bringen.

Daß Hans Wulz ein großartiger Zeichner ist und den Menschenakt in allen seinen Formen und Bewegungen instinktiv beherrscht, ist selbstverständlich.

Auch als impulsiver Freskenmaler hat sich Hans Wulz bewährt, ebenso als Neugestalter des kolossalen Kreuzigungspanoramas in Einsiedein (Schweiz).

Als Porträtmaler hat Hans Wulz eine ganze Galerie von prominenten Persönlichkeiten verewigt. Es seien die Meister-Bildnisse von Raab, Maurer, Paul Katzberger, Prinke, Reiter, Hartmann und Feuchtmüller hervorgehoben.

Professor Hans Wulz wurde u. a. mit der Goldenen Ehrenmedaille und mit dem Goldenen Lorbeer des Künstlerhauses ausgezeichnet.

 


Meine Kunstauffassung

Bevorzugte Themen sind figurale Kompositionen.
Mittelpunkt ist der Mensch.
Versuch einer farblich starken Aussage.
Entmaterialisierung der Farbe durch koloristische Gegensätze.
Bevorzuge die kühlen blauen Töne.

Im Gegensatz zu früher, beginne ich mit einer Komposition gleich auf der Leinwand und lege alles gleich in Farbe an. Daher oft mehrmalige Wandlungen im Bildaufbau.

Anregung und Vorbild bleibt die Natur. Ich bin der Ansicht, man soll die Natur nicht so verändern, daß sie im Gegensatz zur organischen Form steht.

Im Grunde aber glaube ich, daß ein Künstler so arbeiten soll, wie es seinem Naturell entspricht.

Hans Wulz, Wien, am 15. Juni 1976

 


Verliehene Preise an Hans Wulz

Das Künstlerhaus hatte zur Würdigung der Leistungen seiner Mitglieder Kunstpreise ausgesetzt. Der Zusammenbruch der Monarchie bedeutete auch das Ende zahlreicher im Künstlerhaus verliehener Preise und Auszeichnungen. Um sie einigermaßen zu ersetzen, wurde 1924 die Ehrenmedaillie gegründet, weitere Preise folgten. Die Ehrenmedaillie ist die höchste Auszeichnung, die die Gesellschaft Bildender Künstler bis heute  zu vergeben hat. Hans hat sie 1959 bekommen.

Zu den schönsten Auszeichnungen gehört auch der "Goldene Lorbeer", der in Würdigung des Gesamtschaffens verliehen wird. Zum ersten Mal wurde er 1934 vergeben. Hans wurde diese Auszeichnung im Jahre 1980 zuteil.

1951  Preis des Bundesministeriums für Unterricht anläßlich der Frühjahrsausstellung
1952  Preis des Olympischen Komitees über das Wiener Künstlerhaus.
1959  Verleihung der Großen Goldenen Ehrenmedaille der Gesellschaft Bildender Künstler Wiens
        für seine Gesamtleistung.
1962  Verleihung des Professoren-Titels.
1980  Verleihung des goldenen Lorbeers durch die Gesellschaft bildender Künstler Wiens 
         in Würdigung seines Gesamtschaffens.
 

In den Jahren von 1953 bis 1975 beteiligte sich Hans Wulz an zahlreichen Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus:
 

 


Ausstellungen

 
Einzelausstellungen im Künstlerhaus

1954      Wiener Künstlerhaus, Einzelausstellung
1959      "Sein Gesamtschaffen"
 

Beteiligung an Gemeinschaftsausstellungen im Künstlerhaus

1947          Große Österreichische Kunstausstellung
1957-1970  Ausstellungen in der Wiener Frühjahrs- und Herbstmesse
1957, 1959  Festwochenausstellung
1948-1975  Jubiläums-, Frühjahrs-, Sommer-, Herbst-, Winter- und Weihnachtsausstellungen
 

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Hans im Gespräch mit Bundespräsident Theodor Körner während der Eröffnung 
seiner Einzelausstellung im Wiener Künstlerhaus im Jahre 1954